Ist
Einzelhaltung artgerecht?
Bis in die 1980er Jahre
hinein stand in fast jedem Wellensittichbuch, dass man die
zierlichen Vögel ohne Probleme einzeln halten könne, wenn man
ihnen einen Spiegel und einen Kunststoffvogel in den Käfig
setzt, falls man einmal keine Zeit fürs Spielen hat. Diese
Ansichten gelten heute nicht nur als vollkommen überholt,
sondern obendrein als geradezu tierquälerisch, da man
inzwischen weiß, dass Spiegel und Kunststoffvögel
Wellensittiche regelrecht krank machen können, weshalb sie auf
die Liste des
tierschutzwidrigen
Zubehörs verbannt worden sind.
Bedauerlicherweise hat
sich jedoch nach wie vor noch nicht zu jedem Halter
herumgesprochen, dass Einzelhaltung von Wellensittichen und
anderen Papageienvögeln nicht artgerecht und damit völlig
unangebracht ist. Viele Halter einzelner Wellensittiche
reagieren überdies gereizt oder genervt, wenn man versucht,
sie auf den Missstand aufmerksam zu machen. "Mein Vogel leidet
nicht, es geht ihm gut!" - Das ist der wohl häufigste Satz,
der in diesem Zusammenhang fällg.
Aber entspricht er
tatsächlich der Wahrheit, wenn man die Umstände, unter denen
ein einzeln gehaltener Vogel lebt, einmal ganz objektiv und
ohne Vorbehalte darauf überprüft, ob der Sittich ein
artgerechtes Leben führt? Diese Frage ist nicht leicht zu
beantworten. Lesen Sie hierzu bitte das Kapitel "
Was ist artgerechte
Wellensittichhaltung?
" (Quelle:
http://www.birds-online.de )
Täglicher Freiflug -
aber sicher!
Wellensittiche und andere Vögel benötigen viel
Freiflug, sonst hätte die Evolution an ihnen keine Flügel
entstehen lassen! Ideal wäre es, wenn Ihre Sittiche den ganzen
Tag frei fliegen könnten. Dies ist entweder in einer großen
Voliere möglich, wie man sie bei einigen Vogelhaltern im
Garten findet. Oder aber Sie richten eines Ihrer Zimmer
vogelsicher ein. Hinweise auf typische Gefahrenquellen für
Wellensittiche können Sie auf der entsprechenden
Seite
nachlesen.
Selbstverständlich können Sie Ihren Vögeln ebenso eine
geräumige Zimmervoliere kaufen oder selbst bauen*. Darin
würden sich Ihre Sittiche - Sie halten hoffentlich gleich
mehrere - immer nach Herzenslust austoben können. Sollten Sie
eine kNaoumidise Voliere oder gar einen Käfig (hier gibt es
vorgeschriebene
Mindestmaße!) für
die Tiere besitzen, lassen Sie sie bitte so oft und so lange
wie möglich fliegen. Es ist echte Quälerei für einen Vogel,
wenn er ständig im Käfig sitzen muss. Sie wären doch selbst
nicht gern ständig irgendwo eingesperrt. Überlegen Sie sich,
ob Sie Ihre Tiere nicht ständig frei in der Wohnung fliegen
lassen könnten, indem Sie ein Zimmer entsprechend
absichern.
Gefährliches,
tierschutzwidriges Zubehör
Tierschutzwidriges Zubehör? Was
soll das überhaupt sein? Und wer hat definiert, was man
darunter versteht? Das war die Tierärztliche Vereinigung für
Tierschutz e.V., kurz TVT genannt. Es haben sich einige
Tiermediziner Gedanken darüber gemacht, welches Zubehör für
einzelne Tiergruppen nicht empfehlenswert ist. Hier möchte ich
Ihnen diejenigen Dinge vorstellen, die Sie gemäß der
Empfehlungen der TVT Ihren Vögeln besser nicht anbieten
sollten.
Käfige, die in ihren Abmessungen
nicht den Mindestanforderungen entsprechen, gelten als tierschutzwidrig.
Ausgenommen sind Quarantäne-, Kranken-, Transport- und
Ausstellungskäfige, in denen die Tiere jeweils nur für kurze
Zeit untergebracht sind.
Auch runde Käfige sollten Sie besser im Laden stehen lassen. In
ihnen hat ein Vogel viel zu wenig Bewegungsfreiheit, und
aufgrund der in den meisten Fällen senkrecht angebrachten
Gitterstäbe kann er noch nicht einmal vernünftig klettern.
Durch das geringe Platzangebot in Rundkäfigen koten die Vögel
von ihren Sitzstangen aus alles voll, was sich darunter befindet.
So auch die Fress- und Trinknäpfe, die oft unten
angebracht sind.
Auch sollte der Käfig kein weißes
Gitter haben, weil es die Wahrnehmung der in ihm sitzenden
Vögel beeinträchtigt. Hinzu kommt, dass die Farbe
(beziehungsweise der Kunststoffüberzug) meist giftig ist und
den Vogel töten kann, wenn er es benagt.
Verpönt sind glatte
Kunststoff-Sitzstangen, weil die Tiere auf ihnen keinen Halt
finden. Aber auch diejenigen mit einer Riffelung sind nicht in
Ordnung. Sind die Einkerbungen zu scharfkantig, kommt es zu
Schädigungen der Haut unter den Füßen und so genannten
Ballengeschwüren.
Bodenbeläge und
Sitzstangen-Überzüge aus Sandpapier sollten Sie Ihren
Sittichen nicht in den Käfig kommen lassen. An der rauen
Oberfläche verletzen sie sich sehr leicht die Haut unter den
Füßen. Da sie die Wunden nicht schonen können, gelangen immer
wieder Erreger hinein und es können sich hartnäckige
Entzündungen bilden.
Bei Kletterspielzeug, vor allem
wenn es selbst gebasteltes ist, sollten Sie darauf achten,
dass Sie keine Fasern und Seile benutzen, die sich leicht in
einzelne Stränge auflösen. Hieran können sich die Tiere
strangulieren oder Körperteile abschnüren.
Spiegel und Plastikvögel sollten
Sie aus dem Käfig und dem Umfeld des Vogels verbannen! Ein
einzeln gehaltener Sittich sieht diese Spielzeuge als
Ersatzpartner an. Er wird versuchen, diesen vermeintlichen
Artgenossen mit emporgewürgten Körnern zu füttern. Das
ständige Hochwürgen überreizt den Kropf und führt auf die
Dauer zu schlimmen Entzündungen, die tödlich enden können.
Spielzeug, welches kleine, lose
Teile enthält, kann den Vogel ebenfalls das Leben kosten. Der
Sittich schluckt unter Umständen eines dieser Plastikstücke
herunter, was den Kropf beschädigen kann.
Die obigen Regeln sind
Empfehlungen von Tierärzten, die viel von ihrem Fach
verstehen. Nehmen Sie sich diese Zeilen deshalb bitte zu
Herzen!
Aber: Es
gibt keine Regeln ohne Ausnahmen. Die so sehr
schädlichen Spiegel sind etwa dann eine Gefahr, wenn der
Vogel seinen vermeintlichen Partner füttern will.
Nehmen Sie die Dinge nicht auf
die leichte Schulter und handeln Sie verantwortungsbewusst.
Dann sollte wohl nichts mehr schief gehen können. |